22. September 2014

Der Sprung, die Hängebrücke oder das Zelt.

Irgendwann kommt der Moment in dem man erkennt, dass das Leben aus ganz vielen kleinen und einigen großen Abgründen besteht, die man entweder mit größtem Enthusiasmus überspringen kann, an denen man eine wackelige, morsche Hängebrücke nehmen oder davor ein Zelt aufschlagen und dort für einige Zeit campieren kann. Was will ich damit sagen? Als Kinder ist unser Weg bestimmt von den Entscheidungen anderer und wir brauchen uns absolut keine Gedanken zu machen. Unser Horizont ist noch beschränkt und wir können vor uns hinleben ohne uns Sorgen zu machen, weil wir so vieles einfach noch nicht wissen. Aber irgendwann lernen wir mehr, lernen dazu und fangen an selbstständiger zu werden. Wir verlieren ein bisschen von dem Glück der Unwissenheit und fangen auch an den Schutz der Eltern von uns zu schieben. Wir wollen selber groß sein. Wo kämen wir auch hin, würden wir wie Kletten am Arm der Mutter hängen bleiben. Sicherlich niemals hinaus in die weite Welt. Wir werden zu unfairen, aufgewühlten und anstrengenden Jugendlichen, die eigentlich all das nicht sein wollen. Was wir aber sein wollen ist unabhängiger werden. Mit der Zeit erkennen wir, dass wir immer mehr wissen, mehr sehen können und uns auch mehr zutrauen. Wir werden erwachsen. Nur manchmal bekommen die Eltern das nicht so mit und bremsen uns aus, wollen uns nicht zutrauen, was wir eigentlich schon lange können. 


Ein großer Abgrund, der gleichzeitig ein wundervolles Sprungbrett ist, ist das Ausziehen. Weggehen von Zuhause und komplett auf sich selbst gestellt zu sein. Ich bin selten so zwiegespalten wie bei diesem Thema. Einerseits will ich Anlauf nehmen und so weit ich kann über diesen Abgrund hinweg springen weil ich so unglaublich viel Lust darauf habe. Andererseits will ich hier auf der einen Seite doch vielleicht noch mein Zelt aufgebaut lassen und abwarten. Weil mich doch so viel auf dieser Seite hält, die mein Zuhause ist. Das Neue, das aufregende am Allein-und-auf-sich-selbst-gestellt-sein reizt mich so sehr. Aber bis jetzt überwiegt das Festhalten am Alten, am Bekannten, an dem was sich gut anfühlt. 




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